Der Garten am Katzensteig -April 2023

"Im April ist jeder Regentropfen tausend wert", so heißt es auf La Palma. Frühlingsblumen und frisch ausgesätes oder neu gesetzte Pflanzen dürsteten nach Regen. Doch schon wieder kam er nicht. 

Vom grippalen Infekt erholt, ging es munter weiter in unserem Garten. Der Mais wurde angehäufelt, Kartoffeln gerodet, Tomaten gepflanzt usw. Derweilen pickten die Kanarienvögel in den Gänsedisteln fleißig nach Samen.

Am Maulbeerbaum zeigten sich zwischen den frischen Blättern die winzigen Blüten. Der Erdbeerguavenbaum (Psidium cattleianum) trug gerade noch Früchte, plötzlich saß er voller Blüten. Der Koriander, so beliebt für Fischgerichte und grüne Mojo-Soßen, begann ebenfalls zu blühen und entwickelte schon erste Samen. 

Wir hatten die Herzpfirsiche zum Schutz vor Fruchtfliegen in spezielle Papiertüten verpackt. Die gibt es in jeder Cooperative. Gut verschlossen und festgetackert halten sie meist auch Wind und Regen stand. Der erste Pfirsich war schon gereift. Was für ein Duft und welch Geschmack... 

Am Karfreitag zogen ein paar Wolken auf und bei einem Osterspaziergang an der Pared Vieja (Breña Alta, 1250 m ü.d.M.) waren 10,5° C und es gab nasse Füße. Im krassen Gegensatz der Ostermontag...

Am Ostermontag sprang das Wetter wieder auf Calima, Wind und Sommertemperaturen um. Bei 26° machten Christel und ich uns am Nachmittag auf den Weg zu einer weiteren Eco-Finca, der Finca El Espinel. Toll, was Susann und David Selbmann dort auf die Beine gestellt bzw. auf die Anbauflächen gebracht haben.

Auf den Terrassen wachsen Kaffeesträucher, Erdbeeren, Papayas, Chayoten, Avocados, Orangen und wie gut es den Pflanzen geht zeigen die unglaublich blütenbeladenen Mangobäume. Die Granadillas ranken üppig und wir können uns die wunderschönen Blüten von unten anschauen. Zwischen Obstbäumen und verschiedenem Gemüse sprießen diverse Wild- und Gartenblumen. Noch dazu ist die Finca ein großer Garten voll hübscher, teils einheimischer, teils exotischer, Blütenpflanzen. Bei so vielen Feinschmeckerangeboten fühlen sich auch die Bienen von David wohl.

In selbstkonstruierten, beweglichen Ställen genießen Hühner und Hähne ihren Auslauf. Sie scharren, picken, fressen, beseitigen Ungeziefer, düngen und natürlich gibt es auch frisch gelegte Eier. 

Einige der Finca-Erzeugnisse gibt es freitags auf dem Kultur-Flohmarkt der Finca La Principal in Buenavista zu kaufen. Christel und ich sagen Danke an David für die wertvollen Tipps zu Garten und Landwirtschaft.

In unserem Garten am Katzensteig waren die "habas" (Vicia faba) das Saisongemüse. Auf Deutsch werden sie Ackerbohne, Puffbohne, Pferdebohne usw. genannt. Manch einer verwendet sie als Tierfutter. Hier gehören die Hülsenfrüchte zumindest im Nordosten der Insel zum Osteressen. Das komplette Rezept für den traditionellen Salzfisch findet Ihr übrigens in "Geheimnisse der Insel La Palma" im Monat März. 

Wir haben fleißig gepflückt und gepuhlt...

Mir ist die äußere Schale der Bohnen zu hart. Ich ziehe sie nach dem Kochen ab und esse nur den zarten Kern. Mein Mann kann das nicht verstehen. Er liebt sie. Bleiben welche übrig, isst es sie kalt mit Essig und Öl. Wenn es mal ganz schnell gehen soll, koche ich die Bohnen im gleichen Topf wie die Kartoffeln (die sehen danach nicht mehr so appetitlich hell aus, sondern haben eine dunklere Tönung). Dazu gibt es einfach ein Spiegelei oder eine Tortilla.

Die Palmeros schwärmen auch von "habas tostadas", den gerösteten Bohnen. Falls man es nicht schafft, alle frisch zu essen, lassen sie sich auch prima trocknen.

Die Bohnen sind übrigens super zur Gründüngung geeignet und die Kanarische Erdhummel (Bombus canariensis) besucht gerne ihre Blüten.

Am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, gibt es auf La Palma die Weihnachtsgeschenke und der "Roscón de Reyes" wird verspeist. Was hat nun dieser süße Dreikönigskuchen mit der dicke Bohne zu tun? Nun, in jedem stecken zwei Überraschungen: eine Figur, die einen König darstellt und eine dicke Bohne. Wer in seinem Stückchen die Figur entdeckt, darf sich die beiliegende Krone aufsetzen und ist für einen Tag König. Wer die "haba" erwischt, muss im nächsten Jahr den Kuchen bezahlen.

Reich an Ballaststoffen, Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium und Magnesium, verschiedenen B-Vitaminen und Proteinen mit wertvollen Aminosäuren kann man sie fast als Superfood bezeichnen. Eine ausführliche Beschreibung und Studien zur Nähr- und Heilwirkung der Ackerbohne gibt es bei "Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V., Berlin (ufop.de)"

Der Gartenoberaufseher und Mäusejäger Ojito hatte sich im Dickicht der Umgebung vermutlich einen Dorn in die Pfote getreten. Mit dicker Schwellung hat er sich zwei Tage versteckt, dann konnte ich ihn endlich in die Transportkiste bekommen. Dabei platzte das Geschwür schon auf und Eiter und Blut ergossen sich heiß über meine Hand. 

Christian und Liliana, die Tierärzte aus Mazo, haben dann die Wunde behandelt, Antibiotikum und noch einiges mehr gespritzt und nach drei Tagen ging es Ojito deutlich besser. Inzwischen ist alles gut überstanden.

Die Rosen hatte ich erst im Februar zurückgeschnitten, weil sie noch so schöne Blüten hatten und nun sehen sie schon wieder so gut aus! Eigentlich ist der Mai der Monat der Rosenblüte, doch dieses Jahr blühen viele Pflanzen früher und üppiger. Sei es wegen des ausgiebigen Regens, der ja inzwischen schon einige Monate zurückliegt, dem ungewöhnlich warmen Frühlingsbeginn oder den Mineralien des Vulkansandes...

Vielleicht zeigen ja auch meine Blütenreichen Winden und einige Zwiebel- und Staudenpflanzen, die ich vor längerer Zeit geschenkt bekommen habe, mal ihr ganzes Aussehen im Wonnemonat Mai.

Bis dahin, wünsche ich Euch viel Spaß in Garten und Natur.